K ulturwissenschaftliches Institut für Europaforschung |
KUWI ZONE Konferenz “The Sound of Europe”, von Ulrike Gerhardt (15. Februar 2006) Österreich hat zum zweiten Mal in der ersten Jahreshälfte 2006 den europäischen Ratsvorsitz inne. Vom 26. bis 28. Januar 2006 war Österreich der Gastgeber für die Konferenz „The Sound of Europe“ zu der mehr als 300 Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kunst und Medien über Perspektiven und Vorschläge des europäischen Projektes berieten. Der folgende Kommentar bezieht sich ausschließlich auf das dritte Panel namens „Musen und Sirenen“, das sich der Rolle der Kunst in Bezug auf europäische Identität und Einheit gewidmet hat. Weitere Informationen unter:http://www.eu2006.at/de/The_Council_Presidency/ Conference_The_Sound_of_Europe/index.html Musen und Sirenen "Musen stehen für die schöne Seite der Welt, sie sind die Hüterinnen des Schöpferischen und offerieren Optionen, das mögliche Andere. Sie beschützen und nähren „die heiligste Überflüssigkeit des Lebens“." Stefan Zweig Sirenen sind Akteurinnen der Tat. Eindringlich, signifikant, unüberhörbar. Ihre Melodien transportieren Aufruhr; ihr Lärm vermag es, aufzurütteln, in seiner Eingängigkeit zu verführen. Die Sirene ist gemeinhin bekannt als Signal für Warnung. Die Dialektik zwischen Musen und Sirenen spiegelt die Abhängigkeit dieser beiden Kontrahentinnen untereinander wider. Die Kunst drückt sich in den Musen aus, findet jedoch ohne Sirenen kaum Gehör. In der Geschichte haben uns als Musen getarnte Sirenen schon allzu oft ins Verderben gestürzt, die Konfrontation von Kultur und Gewalt zynisch begleitet. Der österreichische Dirigent Franz Welser- Möst hielt auf der Konferenz „The Sound of Europe“ das Impulsreferat zu Beginn des dritten Panels „Musen und Sirenen“. Die Musik sei die eigenständigste und höchst entwickelte Kunst, die von der abendländischen Kultur hervorgebracht wurde. Vokabeln wie Formsinn, Harmonie, Versöhnung und Ausgleich gerinnen in der Rede von Franz Welser- Möst zu Tugenden, die wir aus Mozarts Kompositionen lernen könnten. Mozarts Musik stünde metaphorisch für eine Balance von tragenden Elementen, die unserer heutigen Gesellschaft seit dem 20. Jahrhundert abhanden gekommen sei. Die Identität einer Gesellschaft hinge von ihrer Fähigkeit zur Balance ab. Franz Welser- Möst hält den Dialog und das Gleichgewicht zwischen den Disziplinen für das Ureigenste des Europäischen. Im Bereich der Kulturschaffenden bedürfe es einer grundlegenden Entpolitisierung. Es sei an der Zeit, Kategorien zu bereinigen und wieder neue Ästhetik- Debatten zu führen. Ein „Europa der Qualitäten“ scheint sich für den besagten Franz Welser- Möst und viele andere Konferenzteilnehmer vorrangig durch die kulturelle Produktion des 18. Jahrhunderts zu legitimieren. Das Erfassen europäischer Gemeinsamkeiten im Hier und Jetzt ist offensichtlich eine schwierige Herausforderung. „Die Welt von Gestern“ schien sich wie Blei über alle Anwesenden in der Mozartstadt Salzburg zu ergießen. Traditionelle Vertreter der europäischen Kunst - Musiker, Maler, Dichter und Romanciers - wurden zu Recht als die Musen und Vorbilder der europäischen Idee gewürdigt und ins Gedächtnis gerufen. Sie haben Europa tatsächlich gespürt und erahnt und uns das Geschenk der Phantasie gegeben. Doch wo bleibt die Phantasie der Europäer der Gegenwart? Der dominante silbergraue Streif im Konferenzsaal kräuselte sich manches Mal empor, um in den Verdiensten der vergangenen Hochkultur zu schwelgen. Im 1. Buch Mose 19, 24- 26, als Schwefel und Feuer auf Sodom und Gomorrha herabregnet, erstarrte Lots Frau zur Salzsäure, nachdem sie auf der Flucht trotz des Verbotes hinter sich sah. Es entspricht zweifelsohne der Richtigkeit, dass Mozart, Hugo von Hofmannsthal, Monet und Gaspare Spontini Großes geleistet haben und uns auch heute noch viel sagen k ö n n t e n. Doch diese Art des Diskurses verstärkt nur den Eindruck beim misstrauischen EU- Bürger, dass es sich hier wieder nur um ein floskel-schwangeres, elitäres Stell-Dich-Ein der Intelligenzija handelt, weil er sich schnell ausgegrenzt fühlen wird. Außerdem weiß er, dass Europa ein Kontinent der Wanderungen ist. Dass man das Projekt Europa nicht als etwas Statisches, sondern als „work in progress“ begreifen sollte. Das Europa in den letzten 40 Jahren bereits sehr viele positive Früchte getragen hat. Dass Vielfalt und Einzigartigkeit sich nicht ausschließen. Zweifel, Distanz und Vorurteile der Bürger gegenüber der EU erhärten sich lediglich dank solcher Inhalte. Prof. Dr. Sonja Puntschner- Riekmann, Professorin für politische Theorie und europäische Integration an der Universität Salzburg argumentiert klar gegen eine nostalgische Rückwendung, gibt jedoch auch zu Protokoll, dass Adorno und Horkheimer in ihrer „Dialektik der Aufklärung“ aus ihrer Sicht keine konkreten Handlungsperspektiven eröffnen. Sie lobt Hannah Arendt und deren Studie „Origins of Totalitarism“, die bis heute nicht an Aktualität eingebüßt habe. Der Begriff des „Handelns“ an sich gewönne eine ganz neue Dimension und Dringlichkeit bei Arendt, die bei der Lösung aktueller Probleme vonnöten sei. Der Diskutant Oliviero Toscani, ehemaliger Benetton-Fotograf und berühmt für seine polarisierende Werbekampagne in den 90er Jahren, hat in seiner Rede viele Wahrheiten auf eine sympathisch direkte und vordergründig naive Art zur Sprache gebracht. Er sieht Europa in einer „pessimistischen Krise der Enttäuschung und der Mittelmäßigkeit“. Toscani ist der Auffassung, Europa habe seine kindliche Energie verloren und postuliert, dass Europa einer neuen Renaissance, einer neuen Avantgarde, einer wirklichen Kreativität entbehre. Der ungarische Kulturminister András Bozóki, der sechste Redner, knüpft dort an und kommuniziert die Renaissance, den Geist und die Möglichkeit sich zu erneuern, ebenfalls als Symbol für Europa. Die Stimme Europas sei die Stimme der Übersetzung. Wettbewerbsfähigkeit und Kultur sollten nicht in Konkurrenz zueinander stehen, sondern die Konkurrenzfähigkeit der Länder müsse auf der Kultur fußen. Das Wesen Europas wird von allen Teilnehmern in der Kultur gesehen, die in Zukunft endlich ihre Alibi- Ersatzbank verlassen müsse. Kultur sei angelegt auf die menschliche Würde, ein Treffpunkt für Menschen jenseits des Materiellen und schaffe Raum für Dialog. Nur durch die Kultur und die „Innovation in die Geisteskraft“, die Bildung, könne man das Gefühl eines europäischen Bürgers langfristig verwirklichen. Eine interessante Projektarbeit zur möglichen Zukunft der Europäischen Union skizzierte das Studentenkollektiv “sound of europe - young voices” “Das Echo der Zukunft - eine Retrospektive” um Isabella Grahsl. Die Forscher unternahmen anlässlich der Konferenz eine schriftlich dokumentierte, fiktive Reise in das Jahr 2016 und zeigen, wie sich die Entwicklung der europäischen Union unter bestimmten Gesichtspunkten weiterentwickeln könnte. Sonst sind junge Gesichter unter den Konferenzteilnehmern eher rar gesät, obgleich der Veranstaltungstitel “The Sound of Europe“ doch so ambitioniert und bemüht zeitgemäß anmutet. Das poppige Strichcode- Logo aus den Flaggen der 25 EU- Länder entworfen durch „den niederländischen Designer Rem Koolhaas und seine Denkfabrik AMO“ soll die „Vielfalt und den Farbenreichtum“ Europas symbolisieren. Das ein Barcode normalerweise Waren codiert, wurde im Rahmen „des kreativen Nachdenkens“ sicherlich nicht übersehen, jedoch konsequent rhetorisch ignoriert. Die Grundidee sei gewesen, „Europas Vielfalt und Einzigartigkeit visuell darzustellen“. Warum vergibt die österreichische EU- Ratspräsidentschaft diesen anspruchsvollen Auftrag an ein Designbüro? Was für eine Wertschöpfung soll Europa laut Rem Koolhaas erfahren? Es gäbe viele zeitgenössische Künstler, die zu einer viel differenzierteren und reflektierteren Arbeit zu Europa in der Lage gewesen wären. Trotz dessen war in der physischen und mentalen Begegnung der Konferenzteilnehmer eine Aufrichtigkeit und Freundlichkeit zu spüren, die in dieser konzentrierten Intensität ihresgleichen sucht. Ihre Anekdoten und Vergleiche haben viele Redner ohne falsche Scham direkt aus ihren Leben geschöpft, um erzählerisch Brücken zu schlagen, die dem lebendigen Reichtum und den Opportunitäten Europas eine Konkretheit, Authentizität und Leidenschaft verleihen, zu der nur Menschen in ihrer Leibhaftigkeit imstande sind. Diese zu Geschichten verarbeiteten europäischen Erfahrungen sind es an sich schon wert, „The Sound of Europe“ im Geiste zu beherbergen. Gedanken zu Europa Europa - Auf der Suche nach dem Wir-Gefühl Im 21.Jahrhundert angelangt, scheint eine vernünftige Steuerung der 25 EU-Staaten eher einer Kontaktanzeige zu gleichen: "Ich, ein junggebliebener Kontinent im besten Alter, suche aufgeschlossene, diskutierfreudige Menschen, die in der Vielfalt eine Einheit bilden wollen. Nachfolgende Generationen sind gerne erwünscht, sowie eine Vertiefung der interkulturellen Beziehungen. Mit der richtigen Verfassung können wir den Weg gemeinsam gehen!" Die Idee Europa als einen Raum der Sicherheit, Freiheit und des Rechtes zu schaffen, scheint unwiderstehlich im ersten Moment, doch schon bei den Anfängen steckt man noch in den Kinderschuhen. Wie soll Europa zukünftig aussehen? Ist es überhaupt möglich so viele Kulturen und Länder mit einer homogenen Verfassung zusammenzufassen? Und wem sind die Ziele wirklich von Nutzen? Unterwegs in diesem Kontinent wird sofort deutlich, dass jedes Land seinen individuellen Charme hat. Unterschiedlichen Sprachen, Religionen, Traditionen, spezielle Beziehungen untereinander, aber auch Abgrenzungen um die Individualität zu betonen. Dabei darf man die Gemeinsamkeiten nicht außer Acht lassen. Ein Bündnis der Länder muss nicht immer eine Eindämmung oder Verringerung der bestehenden Rechte bzw. Zustände bedeuten. Ein "Ja" hat nicht gleich ein "Nein" zur Folge. Die Auswertungen der Stimmen Europas dauert an und im Moment scheint die innere Globalisierung Europas eher an einem seidenen Faden zu hängen, irgendwo in der Luft, wo man noch nicht einmal erkennen kann, was man wählt. Die Tätigkeitsbereiche sind vielschichtig, sowie die bestehenden Strukturen auf der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Ebene. Ein Teil der Elite spricht vom Konkurrenzkampf mit Amerika und anderen Großmächten, während man noch die Diskussion, ob die Osterweiterung wirklich zu Gunsten der EU-Ausbreitung abläuft, im Hinterkopf hat. Die Skepsis packt den Menschen und man versucht aus den realen Ausgangsbedingungen so viel wie möglich herauszuschöpfen. Das Argument zur Verbesserung der zwischenmenschlichen Beziehungen anzusprechen, scheint nur als Nebeneffekt Beachtung zu finden. Kleinlaut stehe ich in der Menge und flüstere: " Ich mag den Euro, ich sammle auch gerne ausländische Münzen in meiner blau-gelben Sammelmappe, ich gucke mir gern die unterschiedlichen Symbole an, die jedes Land für ihr Geld ausgewählt hat." Statt Zuspruch höre ich nur missmutige Worte, wie: "Ich rechne immer noch in DM um" und glauben Sie es mir oder nicht, aber die Mehrheit der älteren Bevölkerung sagt immer noch "Pfennig". Dabei muss ich jedes Mal schmunzeln, nicht weil ich denke, dass die Euro-Einführung fehlgeschlagen ist, sondern weil ich sehe, dass jeder Mensch Zeit für Veränderungen braucht. Mit Europa verbinde ich in erster Linie positive Aspekte, weil man trotz der kulturellen Unterschiede, der Vielzahl an Mentalitäten und Sprachen überall gut aufgenommen wird. Ich spreche dabei nicht von dem "typischen" Lederhosen-Deutschen, der Bier mag und 8 Uhr morgens aufsteht, um sich einen Liegestuhl am Pool zu sichern. Ich rede von weltoffenen Menschen, die bereit sind auch andere Sprachen zu lernen, wissbegierig sind und die Schönheit der Kulturen entdecken wollen. Der Mensch steht im Mittelpunkt. Europa sollte ein Treffpunkt sein um Erfahrungen auszutauschen, gemeinsam davon zu profitieren, aber sich auch unter die Arme zu greifen und gemeinsam zu wachsen. Wir sind nicht mehr nur der Erdteil, gestützt auf dem geschichtlichen Hintergrund der Römer und Griechen. Nicht die Mythen beherrschen den Kontinent. Ein Europa soll nicht länger Mythos bleiben. Sein Land eisern mit einer Strategie zu führen kann nicht der beste Weg sein. Kompromisse bedeuten Stärke. Natürlich kommen wir nicht so schnell von dem Wort "Krise" weg, wie auch, wenn die Länder in sich selber sehr uneinig sind. Man darf nicht alles auf die fehlende Aufklärung der Ziele und Nutzen, sowie Konsequenzen einer EU-Verfassung bei den unterschiedlichen Schichten schieben. Es ist auch verständliche Skepsis, ein Argwohn vor Neuem, vor Veränderungen, die sicher nicht nur positive Resultate für alle mit sich bringen. Entscheidend wird letztendlich die Kommunikation untereinander sein, nicht nur hohe Begriffe aus der Politik, Wirtschaft oder Verbalakrobatik, um alles in das richtige Licht zu positionieren. Wir Europäer müssen angesprochen werden, jeder Einzelne macht diesen Kontinent aus, nicht nur große Herren wie Gerhard Schröder, Tony Blair, Jacques Chirac oder Guy Van Glabeke. Es bedarf vor allem der Hinwendung zu den kleineren Ländern, wie die baltischen Staaten oder dem ehemaligen Ostblock. Europa ist mannigfaltig und vielschichtig. Ein Interesse an einem gemeinsamen Europa darf nicht nur durch die nationalen Vorteile begründet sein. Dazu hat Europa ein zu großes Potential. Vielleicht ist es gar nicht sinnvoll ein Kerneuropa zu schaffen, wo sich nur Gleichgesinnte und Ehrgeizige treffen. Die humane Rolle einer Zusammenkunft ist entscheidend. Am Ende gilt meiner Meinung nach das bekannte Prinzip einer Gesellschaft: man muss einen Teil der Freiheit aufgeben, um Freiheit zu gewährleisten. Wir müssen unsere Stimmen nur nutzen! Marianna Schröter, September 2005 Für mich ist Europa zunächst durch viele unterschiedliche Kulturen gekennzeichnet, die nicht unbedingt mit den nationalen Grenzen übereinstimmen müssen. Jedoch haben all diese Kulturen trotz ihrer Unterschiede gemeinsame Schnittmengen. Somit vermute ich, dass es entgegen aller Diskussionen, die aktuell wegen der EU-Verfassung entbrannt sind, eine "europäische Identität" gibt. Wenn man wie ich im Einfluss von zwei Kulturen (Deutsch & Finnisch)aufgewachsen ist, hat man die Erfahrung gemacht, dass sich die beiden Nationen zwar voneinander unterscheiden, aber das trotzdem Gemeinsamkeiten vorhanden sind. Des Weiteren, wenn man in Europa unterwegs ist, hat man zumeist immer noch ein "vertrautes" Gefühl. Sanna Bronner Europa. Ein großes Wort. Doch welche Bedeutung hat es? Welche Bedeutung hat es für mich? Viele einzelne Länder - oder doch eine Einheit? Viele verschiedene Sprachen - und doch eine gemeinsame Verständigungsebene? Viele unterschiedliche Kulturen - gibt es Überschneidungen, wo sind die Ähnlichkeiten? Europäische Union - nur Wirtschaftsunion oder doch mehr? Unterschiedliches Klima - wirkt es sich auf die Befindlichkeit und das Verhalten der Menschen aus? Stark variables Lohnniveau - wo arbeitet es sich am Besten? Unterschiedliche Regierungsformen - und doch eine Politik? Diese und noch viele weitere Fragen stellen sich mir spontan beim Gedanken Europa. Viele von ihnen - eigentlich alle - lassen sich nicht ohne weiteres beantworten. Dafür ist das Themenfeld auch einfach zu groß. Auch die Politik widmet sich in letzter Zeit dem Thema Europa. Die europäische Verfassung - ein Wunschtraum? Warum dürfen in einigen Ländern die Bürger, in anderen jedoch "nur" die Politiker abstimmen? Sind wir zu unwissend? Es geht uns doch alle etwas an! Ebenfalls und auch im Zusammenhang mit der gemeinsamen Verfassung wird daran gearbeitet, dass nicht mehr nur die Wirtschaft, sondern auch Kultur und ähnliches einen höheren Status erlangen. Interessant! Damit werden auch wir angehende Kulturwissenschaftler also in Zukunft beschäftigt sein. Es gilt, ein Gemeinschaftsbild von Europa zu erschaffen. Nicht nur nach außen, gegenüber anderen Nationen, sondern vor allem nach innen! Europäische Länder sollten für uns nicht mehr so sehr getrennt voneinander betrachtet oder empfunden werden. Die Menschen müssen auch andere Vorteile wahrnehmen, als nur problemlos zum Urlaub machen die Grenzen überqueren zu können. Sie sollen Europa als Gemeinschaft, als eine Einheit (und nicht nur als wirtschaftliche) wahrnehmen, sie müssen überzeugt werden, dass es sich lohnt, dass es schön ist, selbst ein kleiner Teil von Europa zu sein und sich auch zu engagieren. So schön sich das alles auch anhört, was ist dafür alles notwendig? Ist das überhaupt machbar? Welche Grenzen müssen dafür übertreten werden? Werden wir diesen Zustand je erreichen? Ich denke, dass hierfür insbesondere etwas anderes, bis jetzt noch nicht erwähntes, notwendig ist. Das folgende Gedicht, das mir zu dem Thema in den Sinn kam, soll es einmal in unsere Köpfe zurückrufen: Dein Christus ein Jude. Dein Auto ein Japaner. Deine Pizza italienisch. Deine Demokratie griechisch. Dein Kaffee brasilianisch. Dein Urlaub türkisch. Deine Zahlen arabisch. Deine Schrift lateinisch. Und dein Nachbar nur ein Ausländer? Der Autor dieser Zeilen ist zwar unbekannt, aber es wird eindeutig klar, was er uns sagen wollte: Wir müssen den Rassismus bekämpfen! Und dies ist auch, oder gerade, innerhalb Europas ein wichtiges Thema (was ich aus eigener Erfahrung sagen kann). Vielleicht sollte man lieber Grundlage sagen, denn wie soll ohne gegenseitige Akzeptanz ein Zusammenhalt entstehen?! Man könnte diese Ausführungen noch ewig fortsetzen, doch würde man je zu einem befriedigenden Abschluss kommen? Ich möchte den meinigen nur noch ein paar Gedanken für unseren bevorstehenden Besuch in den europäischen Hauptstädten hinzufügen. Man kann unser Projekt sozusagen als kleinen Einblick in das europäische Bild betrachten. Wir werden versuchen, Gemeinsamkeiten, aber auch Unterschiede der einzelnen Städte zu entdecken, herauszuarbeiten und gegenüberzustellen. Auch wenn wir nur kleine Facetten betrachten können, wie zum Beispiel Architektur, Esskultur, die Gastfreundschaft der Menschen - wir erstellen ein "objektiviertes subjektives Bild" von Europa. Um die Fortschritte, die die Politik und auch die Kultur in der nächsten Zeit (hoffentlich) machen werden, zu untersuchen, gäbe es die Möglichkeit, ein ähnliches Projekt wie unseres in einigen Jahren zu wiederholen. Ich wäre gespannt, was es da für Ergebnisse geben würde…! Svenja Helgans Europa, damit verbinde ich zu aller erst die EU, ein Gebilde, das aus vielen kleinen Einheiten verschiedener Größen besteht, aber in seiner Gesamtheit noch nicht ausgeschöpft zu sein scheint. Das Problem, welches ich bei diesem Gebilde sehe ist, dass versucht wird eine Einheit zu schaffen. Diese Einheit scheint allerdings in den Köpfen der Menschen noch nicht vorhanden zu sein. Außerdem erscheint es mir, dass einzelne Einheiten eine höhere Bedeutung erhalten als andere. Europa, damit verbinde ich als nächstes verschiedene Kulturen, die auf einem relativ kleinen Raum nebeneinander vorkommen. Mit jeder einzelnen Vergrößerung des Gesamtgebildes kommt eine weitere Kultur hinzu. Jede dieser Kulturen bringt ein klein wenig neues Europa hervor wodurch, wie ich finde, Europa immer mehr zu etwas besonderem wird. Trotz Unterschiede wird versucht alle existierenden Einzelheiten durch verschiedene Elemente zusammen zu führen. Für mich besteht genau darin das Ziel, welches Europa verfolgen sollte, nämlich aus vielen kleinen Dingen ein großes Ganzes zu schaffen, sowohl theoretisch als auch praktisch. Die Menschen innerhalb und außerhalb Europas müssen die Idee eines Ganzen annehmen, denn nur dann kann Europa auch seine positiven Seiten zum Vorschein bringen. Diese sind meiner Meinung nach mannigfaltig. Teresa Jüngel Europa lässt sich in vielerlei Hinsicht erklären. Der Brockhaus beschreibt Europa als einen Kontinent. Erklärt die Lage, Oberflächengestalt, die Bevölkerung, das Klima, die Vegetation und die Tierwelt. Es lässt sich die Geschichte und Entwicklung Europas nachlesen. Europa ist kartografisch einordbar, gleichzeitig aber nicht zu fassen. Doch was genau ist Europa? Was ist Europa über diese Fakten hinaus? Ich möchte das Wort Europa nach meinem persönlichen Empfinden übersetzen: Für mich bedeutet Europa ein stetiger Prozess der Entwicklung. Europa ist eine Phase. Europa ist Fortschritt und Tradition; Bewegung und Stillstand. Europa ist Möglichkeit und Chance. Europa ist ein Kennenlernen von Kulturen und Sprachen. Europa ist ein Gefühl. Es ist ein Netzwerk aus Nationen und Menschen, so wie die Menschen selbst ein Netzwerk in sich tragen. Folglich behaupte ich: auch ich bin Europa. Bildlich würde ich Europa mit einem Glas beschreiben: Ich sehe hindurch und erkenne ein Gegenüber - gleichzeitig kann ich mein Spiegelbild sehen. Das Überschneiden dieser zwei Bilder ist für mich Europa. Imke Kannegießer Europa versucht wirtschaftlich zusammenzuwachsen, eine gemeinsame Währung soll das Handeln der Mitgliedstaaten untereinander erleichtern. Zudem besteht der Wunsch zu einer globalen Macht zu werden, die sich auch neben den Vereinigten Staaten behaupten kann. So ist die Idee Europa wohl hauptsächlich von ökonomischen Gedanken geprägt. Was und wie viel haben die Menschen von diesem Zusammenschluss erwartet? Jetzt wird alles in Frage gestellt. "Europa lässt die Menschen nicht mehr träumen.", sagt Jean-Claude Juncker. Wo von haben die Menschen geträumt? Hätten alle den gleichen Traum gehabt, hätte er sich vielleicht auch umsetzen lassen? Aber jeder hat seine eigene Vorstellung von Europa, unterschiedliche Erwartungen und Hoffnungen. Um zusammenzuwachsen und um den Bürgern der einzelnen Länder die Idee Europa näher zu bringen, ist eine gemeinsame europäische Identität erforderlich. Was ist diese Idee Europa? Wer hat sie erarbeitet? An welchen Grundgedanken orientiert sie sich? Und wie kann sich dies vermitteln lassen? Lassen sich Identitäten überhaupt von außen bestimmen? Wie kann man die Entwicklung einer Identitätsbildung vorantreiben? Wer ist Europäer? Nur die Menschen der Mitgliedsländer oder auch die der europäischen Länder, die (noch) nicht der europäischen Gemeinschaft angehören? Wenn man über eine gemeinsame Identität nachdenkt, sollte man wohl auch mögliche Eintrittsländer berücksichtigen. Was ist typisch europäisch? Jedes der Mitgliedstaaten hat eine eigene Vergangenheit, eigene Traditionen, landschaftlich und klimatisch bestimmte Besonderheiten, unterschiedliche Lebensgewohnheiten,… Vor allem hat jedes Land seine eigene Sprache. Im europäischen Parlament müssen die Abgeordneten oftmals über Dolmetscher miteinander kommunizieren. Auf welcher Sprache werden eigentlich Beschlüsse verfasst? Gibt es eine gemeinsame Sprache? Irgendwo habe ich mal den Vorschlag gelesen, Latein als europäische gemeinsame Sprache einzuführen. Nicht nur um eine "unabhängige" Sprache zu haben, sondern auch, um der gemeinsamen Wiege bewusst zu werden. Diese ist aber für das westliche Europa von Bedeutung, während im östlichen Europa andere Einflüsse entscheidend für die Nationen waren. Ist es überhaupt notwendig, eine Sprache zu sprechen? Liegt darin nicht gerade das typisch europäische, über den eigenen Tellerrand zu sehen, sich sowohl den eigenen nationalen Besonderheiten bewusst zu werden als auch denen anderer Länder? Ein Europäer ist nicht jemand, der ein bisschen von jedem, italienisches Chaos, deutsche Pünktlichkeit, englische Fußballbegeisterung,…, in sich trägt. Meiner Meinung nach sollte ein Europäer sich der eigenen Wurzeln bewusst sein, von denen er ausgehend, die unterschiedlichen Länder erfahren kann. Die Unterschiede sollten nicht übergangen werden, sondern bieten die Möglichkeit als das Verbindende herausgearbeitet zu werden. Damit die nationalen Traditionen nicht verloren gehen, sondern weiter nebeneinander bestehen können. Den Menschen muss vermittelt werden, dass sie nicht sich und ihre Geschichte verlieren können, sondern durch kollektive Identität andere Geschichten gewinnen können. Ob eine gemeinsame Identität gefunden werden kann? Wenn sich schon die Sizilianer nicht wie Italiener fühlen, zwischen West- und Ostdeutschland immer noch Vorurteile und große Unterschiede bestehen? Ein europäisches Gemeinschaftsgefühl kann sicherlich nicht mit Verträgen den Menschen aufgezwängt werden, aber vielleicht kann man mit den Medien eine Idee vermitteln? Im Rundfunk laufende Dokumentationen und Vorstellungen der Mitgliedstaaten sind meiner Meinung nach schon ein guter, wenn auch kleiner Anfang, um den Menschen Toleranz zu vermitteln, den Blick auf andere. Europa soll nicht die kulturelle Vielfalt zerstören, aus der sie besteht und die den Reiz ausmacht. Freunde aus den Vereinigten Staaten sagen immer wieder, wie "cool" Europa ist. Auch unter europäischen Jugendlichen erfreut sich Europa, meiner persönlichen Erfahrung nach, großer Beliebtheit. Zwar kann keiner mit denen ich darüber gesprochen habe, seine Vorstellung von Europa in Worte fassen, aber vielleicht ist gerade das gemeinsame Nachdenken und Reden eine Chance für Europa. Sabine Krammer Europa ist für mich sehr schwer zu beschreiben, darum musste ich auch lange über dieses Thema nachdenken. In Europa befinden sich viele viele unterschiedliche Kulturen, gleich ob es die Esskultur, die Sprachkultur oder die künstlerische Kultur ist, Europa hat davon viel zu bieten. Ich würde sagen, dass kein Kontinent so viel Geschichte und Historie auf so unterschiedliche Weisen präsentiert. Die einen schämen sich für ihre Vergangenheit (Deutschland), die anderen stellen sie mit Stolz dar (Frankreich). Wonach ich nur immer wieder gesucht habe, in meinen Überlegungen, waren die Gemeinsamkeiten. Was haben alle diese, für mich sehr differenzierten Länder, gemeinsam? Was ist das Merkmal Europas? Ich denke, dass es sehr schwer ist dies als Europäerin zu beantworten. Interessant wäre für mich zu erfahren, wie die anderen Kontinente Europa sehen? Was sie meinen, wenn sie über Europa sprechen? Schließen sie eventuell einige Länder aus oder heben sie andere besonders hervor? Und wenn ja, warum? Mir sind 2, leider sehr kommerzielle Gemeinsamkeiten Europas eingefallen: die Musik und der Fußball. Die Musik verbindet Europa. In Deutschland hört man imer mehr auch französiche, italienische, spanische und andere Lieder und ebenso auch in den anderen Ländern. In der Musik findet Europa "seine" Sprache und überwindet die natürlich gegebenen Barrieren. Im Fußball ist es die Begeisterung, die die Menschen sich an allen möglichen Plätzen zusammenfinden lässt. Viele lieben diese Euphorie und die Symphatie gegenüber dem Sport und kommen aus genau diesem Grund nach Europa. Ich würde mir trotzdem ein bisschen mehr Zusammenhalt Europas wünschen, einen Zusammenhalt, den ich jetzt noch nicht sehe. (Vgl. Medien) Aber eins kann ich doch sagen: in Europa fühle ich mich aus irgendeinem Grund zuhause. Nicola Menke Als zweitkleinster Kontinent nach Australien entfallen von dem etwa 10,5 Millionen Quadratkilometern Landfläche Europas rund sieben Prozent auf Inseln. Nach Asien besitzt Europa mit 740 Millionen Einwohnern allerdings die zweitgrößte Gesamtbevölkerung aller Erdteile. Gemeinsam mit Asien gehört Europa zur Eurasischen Landmasse. Der Namensursprung Europas begründet sich möglicherweise auf Europa, die Tochter des phönizischen Königs Agenor oder auf das phönizische Wort Ereb, das "Sonnenuntergang" bedeutet. Der Beginn einer Existenz menschlichen Lebens in Europa lässt sich zeitlich nicht genau eingrenzen. Vermutlich wanderte die Bevölkerung in mehreren Schüben über eine inzwischen nicht mehr existierende Landbrücke zwischen Kleinasien und dem Balkan aus dem Osten ein. Eine menschliche Bevölkerung wird in Teilen Europas bereits um 4000 v. Chr. belegt, wobei natürliche Grenzen (Wälder, Berge, Sümpfe) zu der Entstehung separater Volksgruppen beitrug. Migrationsbewegungen führten aber dennoch vereinzelt zu einer Vermischung der Völker. Europa stellt die Heimat einer großen Zahl ethnischer Gruppen dar, die jeweils über eine gemeinsame Kultur und Sprache verfügen. Der Großteil der verschiedenen europäischen Nationen umfasst eine vorherrschende homogene Volksgruppe (die Deutschen in Deutschland oder die Franzosen in Frankreich). Daneben existieren auch ethnisch sehr heterogen zusammengesetzte Länder bestehend aus verschiedenen Volksgruppen und Minderheiten. Für mich persönlich stellt Europa einen sehr facettenreichen und vielschichtigen Begriff dar. Europa ist nicht nur Wirtschaft und Politik, Europa sollte nicht etwas sein, was ganz weit weg ist. Europa unterzieht sich momentan einem enormen Veränderungs- und Wandlungsprozess, an dem besonders junge Menschen mitarbeiten müssen. Denn Europa ist ein gemeinsames Projekt und bedeutet unter anderem Austausch, Sprachen, Kulturen, eine Währung und letztlich eine Verfassung. Der Austausch ist meiner Meinung nach eine wesentliche Voraussetzung für die Schaffung eines gemeinsamen Europas und einer gemeinsamen Vorstellung von Europa. Austausch bezieht sich auf interkulturelle Begegnungen in allen Bereichen: Politik, Wirtschaft, Kultur, Gesellschaft - hier geht es um internationale Kongresse, Kulturveranstaltungen, aber auch Städtepartnerschaften verbunden mit beispielsweise Formen von Jugendaustausch oder Erwachsenenaustausch. Um eine gemeinsame Verständigung zu finden, bedarf es der Kommunikation und aus diesem Grunde ist es wichtig, verschiedene Sprachen zu lernen und zu sprechen. Das Interesse an anderen Kulturen ist eine wichtige Voraussetzung. Europa bedeutet für mich deshalb Kulturen und Menschen auf Reisen zu entdecken und kennen zu lernen. Europa bedeutet auch den Besitz einer Währung, was mit dem Euro bereits geschehen ist. In diesen Tagen ist die EU-Verfassung in aller Munde. Zeitungen und Fernsehen berichten über die aktuellen Entwicklungen. Der Bundestag hat der neuen Verfassung bereits zugestimmt - in Frankreich ist man auf das Ergebnis der Volksabstimmung gespannt. Zurzeit ist nicht klar, ob die Franzosen pro Europa entscheiden werden. Europa bedeutet aber für alle Beteiligten auch Veränderung. Es werden Rechte verändert und eventuell müssen Länder zugunsten einer gemeinsamen Verfassung auf Rechte verzichten. Denn das gemeinsame Projekt bedeutet auch Verantwortung. Nicht nur für die Politik, auch für jeden einzelnen Bürger. Es ist wichtig, dass die verschiedenen Nationen ihre Traditionen und ihre Identität bewahren, denn Europa bedeutet für mich nicht eine komplette Vereinheitlichung auf einen kleinsten gemeinsamen Nenner. Neben dem Fortbestehen von nationalen Traditionen, sollte sich aber jeder Bürger als Europäer empfinden und eine Art "Europa-Gefühl" entwickeln, das die Zusammen- und Zugehörigkeit unterstreicht. Nur auf diesem Wege kann Europa durch Frieden gekennzeichnet sein und das sollte eines der höchsten Ziele sein. Frieden, Freiheit und Demokratie sollten die Inbegriffe und Schlagworte Europas darstellen. Unter diesem Vorzeichen ist es besonders uns jungen Menschen möglich, Europäer zu werden und diese Idee weiterzutragen. Wir können im Ausland arbeiten, einen erweiterten Arbeitsmarkt nutzen und dazu beitragen, den europäischen Gedanken in die Welt zu tragen. Melanie Mergler Zu Beginn des Studiums haben wir uns im Kulturwissenschaftlichen Grundkurs gleich am Anfang mit der Frage "Was ist Kultur?" beschäftigt. Ich habe dabei bei mir selbst beobachtet, wie der Begriff "Kultur" einen kurzen Moment lang völlig isoliert in den eigenen Gedanken auftaucht, bis plötzlich ein Feuerwerk, eine Kaskade an Assoziationen folgt, und derer so viele, dass man für einen Augenblick dazu verleitet wird, den eigentlichen Ausgangspunkt der Fragestellung, nämlich Kultur, völlig aus den Augen zu verlieren. Genau so war es auch bei dem Begriff "Europa". Ähnlich wie "Kultur" ist ja auch Europa etwas, was man zwar täglich wahrnimmt, erlebt und verarbeitet, sich aber nicht zwangsweise die Frage stellt, was dahinter steckt, was es eben an sich für einen bedeutet. Also stand auch der Begriff "Europa" zunächst isoliert da, bis sich plötzlich enorm viele Assoziationen dazu auftaten: "Blaue Flagge mit Sternen", "Grenzen", "Ganz vieles davon kenne ich nicht.", "Wieso haben die Briten noch das Pfund?", "Da war ich schon mal.", "Mensch, ich müsste mal wieder mein Französisch aufpeppen.", "Wieso hört Europa schon vor Norwegen wieder auf?", "Europa ist riesig, alleine Deutschland geht ja in der Saison schon bis Mallorca.", "Brüssel", "Große, wichtige Gebäude", "Euro"... Mit der Erfahrung aus dem Kulturwissenschaftlichem Grundkurs habe ich dann schließlich aber doch einen Punkt bestimmt, an dem ich erst einmal inne halten und überlegen wollte, ob man das bisher erdachte in so einer Art claim, einer Kernaussage zusammen fassen kann. Ähnlich wie zum Beispiel Bayer seinem Firmennamen den claim "Kompetenz und Verantwortung" oder auch BMW "Freude am Fahren" folgen lässt. Welcher claim hätte also Bestand gegenüber allen Assoziationen, welcher claim würde sich nicht als nur teilweise zutreffend erweisen? Welchen claim kann auch ein "Nein" von Frankreich und den Niederlanden nicht egalisieren? Welcher claim berücksichtigt sowohl die positiven als auch die negativen Seiten des Zusammenschlusses von verschiedenen Nationen zu einem Bündnis? Und welcher claim lässt zu, dass die Schweden noch ihre Krone als Währung und eben nicht den Euro haben? Und da ich meine, diesen Punkt des Innehaltens früh genug gewählt zu haben (im Kulturwissenschaftlichen Grundkurs war es hingegen fast schon zu spät), bin ich auf einen claim gekommen, der alle meine bisherigen Überlegungen und Bedenken berücksichtigt, der respektiert, dass Europa sich ständig wandelt; dass Europa eine bewegte Vergangenheit und eine großartige Zukunft hat; dass es eben verschiedene Sprachen und Währungen gibt; dass es eigentlich schon so passt wie es gerade ist, aber natürlich immer noch Potential für Entwicklungen vorhanden ist (was es immer besser werden lässt); und dass es - obwohl man als Hamburger natürlich in erster Linie Hamburger ist - ein Gefühl von einer Heimat vermittelt, welches in seiner gleichzeitigen Weite und Dichte ein vermutlich einzigartiges ist. Diesen claim werde ich auf jeden Fall als eigene, kleine Arbeitsthese im Verlauf dieses Projektes dabei haben, und ich werde versuchen herauszufinden, ob es neben mir noch weitere Europäer gibt die so denken wie ich: Europa. Eine sehr gute Idee. Felix Naumann Europa ist für mich ein Zusammenschluss eigenständiger Länder, die sich einander verbunden fühlen und ein ähnliches Weltbild, eine vergleichbare Sicht auf die Dinge besitzen. Eine gemeinsam erlebte, jahrtausendalte Geschichte schafft die Grundlage. Jedes Mitglied behält die eigene Identität und spezielle kulturelle Praktiken und Bräuche, niemand darf es zwingen, diese zu unterdrücken. Trotzdem soll ein gegenseitiges Helfen und Unterstützen stattfinden, die Schwachen werden von den Starken aufgefangen. Problemlösungsideen können ausgetauscht werden. Europa ist und soll also eine Freundschaft sein - mit allen Dingen, die dazu gehören: dem Anderen seine Identität lassen, aber bedingungslos zu ihm stehen, ebenso wie konstruktiv Kritik üben. Alena Nawrotzki Obwohl ich mit meinen Eltern und Freunden schon immer viel innerhalb Europas gereist und dementsprechend viele Teile Europas kennen gelernt habe, habe ich mich nie bewusst mit diesem auseinander gesetzt - es war einfach so, wie es war. Ein siebenmonatiger Aufenthalt in Australien/Neuseeland nach dem Abitur allerdings verschob meinen Blick auf Europa: Plötzlich war dort meine "Heimat", der ich mich zugehörig fühlte. Obwohl Neuseeland das landschaftlich schönste Land ist, das ich kenne, und die Zeit dort für mich ein unvergessliches Erlebnis war, das ich nicht missen möchte, wurde mir plötzlich bewusst, wie froh ich darüber war, in Europa zu leben. Plötzlich identifizierte ich mich mit Europa. Europa bedeutet für mich vorrangig kulturelle Vielfalt - verschiedene Sprachen, Lebensweisen, Traditionen - und daher Toleranz gegenüber dieser Vielfalt. Andererseits gibt es kulturelle Gemeinsamkeiten, die die Menschen verbinden. Genau dieser Punkt fasziniert mich und begründet meiner Meinung nach die Einzigartigkeit Europas: Die Bildung einer europäischen Gemeinschaft trotz all ihrer Differenzen - die wiederum Attraktivität und Stärke dieser Gemeinschaft sind. Die Beibehaltung nationaler, historisch gewachsener Identitäten bei gleichzeitiger transnationaler Identifikation. Allerdings variiert diese Identifikation zwischen einzelnen Menschen und Ländern und lässt Zweifel an dem Vorhandensein eines europäischen Zusammengehörigkeitsgefühls aufkommen. Ich glaube, ohne dieses gemeinschaftliche Denken unter den Menschen lässt sich aber die Vision eines vereinigten Europas trotz gemeinsamer Organe nicht erreichen. Jeder Einzelne trägt also zu diesem bei - sein Denken beeinflusst sein Handeln. Die sichtbaren Auswirkungen der Identifikation mit Europa auf mein alltägliches Leben lassen sich jedoch nicht leicht als solche bestimmen. Europa bedeutet für mich ein Gefühl - subjektiv und schwer fassbar. Katharina Perge Ausgangspunkte: - Die vielen kleinen und großen Kriege der vergangen Jahrhunderte sowie die noch andauernden Konflikte in Nordirland und dem Baskenland. - Auslöser : - Bestreben seine Macht auszuweiten - Gier nach weltlichem Reichtum/ Besitzergreifung - Unterwerfen/ Ausschalten Andersdenkender Ziel: - Ein miteinander Leben voller Frieden in Europa und dem Rest der Welt, das geprägt ist von Toleranz und Respekt. Eine Gemeinschaft, in der jede ethnische Gruppe/ jedes Volk/ jeder Staat seine ihm eigene Identität behalten und erhalten kann. Weg: - Jeden ermutigen auf Andersdenkende frei und offen zuzugehen. - Sich auseinandersetzen mit jetzt noch fremden - Kulturellen Eigenschaften - Ethnischen Eigenheiten - Sozialen Werten - Politischen Besonderheiten - Wirtschaftlichen Lagen. Isabelle Prchlik als ich ein kind war, lernte ich die kontinente kennen. europa, groß, von ozeanen umrahmt, durch berge begrenzt. als ich älter wurde ward europa näher und klarer. sie war die länder die ich nicht bereisen konnte. sie war außerhalb meiner welt und doch so nah. sie war ost und west. sie war orte, spannende und unerreichbare, unvorstellbare, auf der karte. dann wechselte ich die seiten. ging von ost nach west. ging in meine neue heimat auf. ich war in europa! sie wurde zu ländern die ich bereiste am schlagbaum des grenzüberganges meinen paß zeigend. sie wurde mir persönlich bekannt. sie brachte mir die frage wo ich hingehöre. sie löste sich auf und ich brauchte nicht antworten. sie war wieder da, kein ost kein west nur europa Andreea Tribel Die EU und deren Erweiterung, die Währungsunion - auf den ersten Blick scheint sich Europa mit fortlaufender Zeit immer stärker zu formen und zu festigen. Dennoch fällt es mir schwer festzustellen, worin für mich die Identität, die Bedeutung Europas liegt. Sollte ich mich gegenüber fremden Menschen vorstellen käme ich kaum auf die Idee mich als Europäerin zu deklarieren. Sicher weiß ich Europa zu schätzen: es gibt hier eine wunderbare Vielfalt in vielen Bereichen. Der Raum vereint viele unterschiedliche Sprachen, die verschiedensten Mentalitäten und Lebensarten. Es ist ein Gebiet auf dem nun seit recht langer Zeit friedliche Verhältnisse herrschen. Demokratie und Rechtsstaatsprinzip bestimmen die politischen Spielregeln und sichern die Bewohner Europas ab. Zudem ist Europa durch seine ökonomische Fortschrittlichkeit und seine weitreichende technische Entwicklung der Garant für einen gewissen Lebensstandart seiner Bewohner. Trotz all dieser Vorzüge fehlt etwas wie ein europäischer Geist, der mich dazu bringen würde mich als Europäerin zu betiteln. Dagmar Willems |
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