K ulturwissenschaftliches Institut für Europaforschung



    Marie Fabiunke (Juni 2005)
    Publizistische Stilisierungen der "Idee Europa" im öffentlichen Kommunikationsraum
    Abstract

    Die "Idee Europa" formiert sich diskursiv in der Öffentlichkeit; sie wird durch öffentliche Kommunikation mit ereignishafter Aktualität immer wieder neu definiert und inszeniert.
    Der Terminus "Idee Europa" steht hier als Sammelbegriff für die Vielfalt der unterschiedlichen und gegensätzlichen Vorstellungen und Ideale, auf denen Visionen und Pläne zur Gestaltung Europas aufbauten und aufbauen.
    Der Beitrag erörtert die publizistischen Stilisierungen der "Idee Europa" in der öffentlichen Kommunikation an Hand journalistischer Texte.

    In einem Verständnis von Publizistik als kultureller Ausdrucksform werden die journalistischen Texte als massenmediale Artikulationen kultureller Handlungsformen gelesen und somit als Produkte und Gestalter von Kulturizität. Der kulturwissenschaftliche Blick auf Phänomene und Dynamiken von Publizistik erscheint somit eminent und eröffnet gleichzeitig die semiotische Perspektive: Mit zeichentheoretische Ansätzen können die kulturellen Bedeutungsschichten der öffentlichen Kommunikation erklärt werden: Leitmotive und Variationen des publizistischen Diskurses werden in ihrer Zeichenhaftigkeit erfasst, semantische Konturen und Verschiebungen sichtbar gemacht. Darauf aufbauend können die Chiffres und Topoi der "Idee Europa" entschlüsselt und ihre Sinnkonstitutionen interpretiert werden.
    Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den synchronen und diachronen Spannungsmomenten zwischen den Kontinuitäten und Brüchen sowie den Transfigurationen der publizistischen Konstruktionen.

    Der publizistische Prozess ereignet sich im öffentlichen Raum und entsteht durch das Zusammenwirken seiner einzelnen Elemente - Kommunikatoren Kommunikationsinhalte und -formen, Medien, Rezipienten und Wirkungen - und konstituiert Situationen öffentlicher Kommunikation. Er muss in seinen konstituierenden Elementen erfasst, deren Wechselbeziehungen erklärt, und - darauf aufbauend- die Kommunikationssituation als Ganzes in ihren raum-zeitlichen - und damit kulturellen- Kontextualisierungen interpretiert werden.
    Diese Systematisierung beleuchtet die Strukturen und Dynamiken von Öffentlichkeit. Sie ist die Basis für deren kulturwissenschaftliche Interpretation: publizistischer Stil wird als kulturelles Zeichen im öffentlichen Raum sichtbar gemacht. Hier kann eine kritische Reflexion über die Thematisierung und Inszenierung der "Idee Europa" im öffentlichen Kommunikationsraum beginnen.


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